03. Juni 2022 – 14:56 Uhr
Die Nations League war bei ihrer ersten Auflage ein Wettbewerb, der eher belächelt wurde. Doch in diesem Sommer klettert sie auf der gigantischen Skala der Fußball-Ernsthaftigkeit rapide bergauf. Und man darf tatsächlich annehmen, dass sich Spieler und Trainer im Sommer 2022 wirklich für diesen Wettbewerb interessieren. Vier Spiele in elf Tagen stehen für das DFB-Team an. Den Auftakt macht die Party gegen Italien, den Europameister, der nach dem Rausch von Wembley im abgelaufenen Sommer komplett in sich zusammen gefallen ist, und im November nicht nach Katar widersteht. Gespielt wird am Samstag im heißen Bologna (ab 20.15 Uhr LIVE bei RTL, online im Livestream auf RTL+ sowie im Liveticker bei rtl.de). Es folgt Duelle mit England, Ungarn und das Wiedersehen mit Italien. Was für ein Programm! „Wir wollen unter die besten der Welt zurückkommen. Wir sind gut vorbereitet und nun sehen, was die vier Spiele hergeben. Danach sehen wir, was wir für die WM 2022 besser machen müssen“, sagt der Bundestrainer.
Wer darf zu Infantinos großer Show?
Der Titan: Manuel Neuer.
Für Hansi Flick und seine Fußballer bietet sich nun die Chance, den bissigen Beisatz loszuwerden, dass die tollen Leistungen seiner Ära bislang ja fast ausschließlich gegen kleine(re) Gegner gezeigt wurden. Der Bundestrainer weiß natürlich, dass das keine Erfindung des Boulevards ist, sondern die Realität ganz gut widerspiegelt, aber er will sich den erfolgreichen Wiederaufbau der Darbenden „Die Mannschaft“ (der Slogan steht zum Glück kurz der Entsorgung) nicht zerreden lassen. „Das Team hat in den Spielen gegen kleinere Mannschaften gezeigt, dass sie sich voll reinhängt. Für das stehen wir und diesen Weg wollen wir weitergehen.“
Lese-Tipp: Bei diesem Thema blockt Gnabry ab
Dieser Weg wird auch darüber entscheiden, wer die deutschen Tickets zur großen Infantino-Show im Wüstenstaat ausgestellt bekommt. Aber vermutlich ist das Casting für die Kaderplätze gar nicht so umfangreich, viele Plätze scheinen sicher vergeben. Manuel Neuer wird den Stammplatz unter den Titanen erhalten. Kevin Trapp, der Europa-League-Sieger von Eintracht Frankfurt, wird sich mit Marc-André ter Stegen um die Kronprinzenrolle duellieren. Für Bernd Leno und Oliver Baumann dürfte es eher eng werden, auch wenn der Hoffenheimer nun angesichts der Auszeit von ter Stegen nun dabei ist.
Was wird aus Mats Hummels?
Auch in der Innenverteidigerlauern wenig Überraschungen. Am spannendsten dürfte sein, ob Mats Hummels, der derzeit eher das Unterhaltungs- denn das Sportressort mit Nachrichten füttert, nochmal zurückkehrt. Die Stammplätze dürften die Neu-Dortmunder Niklas Süle und Nico Schlotterbeck mit dem Neu-Königlichen (Real Madrid) Antonio Rüdiger ausfechten. Matthias Ginter wird dabei sein, aber eher hintendran.
Lese-Tipp: Mats Hummels knutschend auf Mallorca erwischt
Auch im Mittelfeld wenig Neues: Joshua Kimmich, ungeachtet aller Kritik ob er ein echter Sechser ist oder nicht, und Leon Goretzka bilden das Power House im Zentrum. Vor ihm schleicht Thomas Müller umher, immer auf der Suche nach Müller’schen Wegen. Serge Gnabry, der gerade mit dem FC Bayern quer liegt und wohl lieber zu Real Madrid wechseln möchte, wahrscheinlich gesetzt sein, auch Kai Havertz. Der Londoner, vom FC Chelsea, womöglich als Sturmspitze. Mit Vehemenz ins Team drängt Allround-Talent Jamal Musiala, er könnte Leroy Sané verdrängen, der wieder einmal mehr Rätsel denn Lösung ist. Aber wenn einer mit dem umstrittenen Flügelstürmer bestens umzugehen weiß, dann Flick. Weitere Spieler, die sich ihre Sache, dem Ticket sicher sein können: Ilkay Gündogan, Timo Werner, Karim Adeyemi und Marco Reus, wenn er denn fit ist. Sie sind alle Kandidaten, die zwischen erster Elf und erster Einwechselspieler wechseln.
Spannung auf der Problemposition – und um Terodde
Simon Terodde darf noch ein kleines bisschen auf die WM hoffen.
Ein bisschen spannender ist die Sache auf den defensiven Außenbahnen, dort hatten sich zuletzt David Raum von 1899 Hoffenheim und Thilo Kehrer (Paris St. Germain) festgespielt. Auch der Gladbacher Jonas Hofmann, der eher Außenstürmer ist, hatte gute Szenen als rechter Verteidiger. Die Besetzung der Bahnen dürfte für Flick die noch spannendste Herausforderung werden. Alle Kandidaten, zu denen auch noch EM-Entdeckungen Robin Gosens, Lukas Klostermann, Marcel Halstenberg und Benjamin Henrichs zählen, bringen ihre Qualitäten mit. Aber wohl keiner das perfekte Gesamtpaket, das hatte einst Philipp Lahm. Man muss sich nicht an der Vergangenheit hochziehen, aber die Bayern-Legende war der letzte deutsche Weltklasse-Mann auf dieser Position. Punkt.
Lese-Tipp: Irrer Lachanfall von Gnabry nach MEGA-Fail von Werner
Zu jenen Kandidaten, die hoffen dürfen, aber kämpfen müssen, gehören Jonathan Tah (dabei), Robin Koch (nicht dabei), Julian Brandt (dabei), Anton Stach (dabei), Julian Draxler (nicht dabei), Lukas Nmecha (dabei) und Simon Terodde (nicht dabei). Kein Scherz: Flick hatte vor wenigen Wochen erst darüber gesprochen, dass die Tür für keinen Spieler zu sei und wenn der Schalker Gigant gute Leistungen bringen würde, was er in der 1. Bundesliga nun unbedingt beweisen muss, dann darf er auf Kater hoffen. Ein kleines bisschen zumindest. Wie die Chancen auf Einsätze im Kader nun verteilt sind? Unklar. „Ich denke von Spiel zu Spiel. Erst einmal steht Italien an. Nach dem Spiel müssen wir inwieweit alle in der Regeneration sehen“, sagt Flick. „Am Mittwoch ist wieder ein wichtiges Spiel gegen England. Wir wollen aber mit der bestmöglichen Mannschaft gegen Italien gewinnen.“
Die Nations League nimmt auf der gigantischen Skala der Fußball-Ernsthaftigkeit tatsächlich einen prominenten Platz ein. Verrückt. (tno)
.
#Welche #DFBStars #sicher #dabei #sind #und #wer #zittern #muss