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Quebec/Kanada – Die Hoffnung, die Prognose von Patienten mit lebensgefährlicher Sepsis durch eine hochdosierte Gabe von Vitamin C zu verbessern, hat sich in einer randomisierten Studie nicht erfüllt. Laut einer Publikation im New England Journal of Medicine (2022; DOI: 10.1056/NEJMoa2200644) kam es sogar zum Organversagen oder zum Tod des Patienten.
Die Sepsis ist die schwerste Komplikation einer Infektionskrankheit und eine der häufigsten Todesursachen im Krankenhaus. Sie ist Folge eines überforderten Immunsystems, dem es nicht mehr gelingt, die Krankheitserreger zu kontrollieren. Die heftige Immunreaktion kann am Ende des Körpers mehr Schaden als nutzen. Die Behandlung mit Vitamin C gründet sich auf die Beobachtung, dass die Immunabwehr größere Mengen des Vitamins benötigt. Dieses könnte am Ende nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Dafür sprechen die niedrigen Serumkonzentrationen vieler kranker Patienten.
In den letzten Jahren wurde bereits mehrfach in Studien versucht, die Lage der Patienten durch das kostengünstige und auch in größeren Mengen als unschädliche organische Vitamine zu verbessern. Überzeugende Ergebnisse wurden jedoch nicht erzielt.
Jetzt ist auch eine Initiative von kanadischen Intensivmedizinern gescheitert. Die „Canadian Critical Care Trials Group“ hatte für die LOVIT-Studie („Lessening Organ Dysfunction With VITamin C“) 872 Patienten, die seit weniger als 1 Tag wegen einer Sepsis auf einer Intensivstation behandelt wurden und bereits eine Kreislaufunterstützung durch Vasopressoren aktiviert, auf eine hochdosierte Gabe mit Vitamin C oder Placebo randomisiert. Die Infusionen mit 50 mg/kg Körpergewicht Vitamin C wurden alle 6 Stunden wiederholt (maximal bis zur Stunde 96).
Hochdosierte Vitamin C-Behandlung durchgeführt zum Tod
Die Hoffnung war, ein Organversagen und den Tod der Patienten zu verhindern. Dies gelang nicht. Wie Francois Lamontagne von der Université de Sherbrooke in Quebec und Mitarbeiter berichten, kam es in den ersten 28 Tagen sogar zum Tod des Patienten oder zu persistierenden Organstörungen. Dieser primäre Endpunkt der Studie trat in der Vitamin C-Gruppe bei 191 von 429 Patienten (44,5 %) auf gegenüber 167 von 434 Patienten (38,5 %) in der Kontrollgruppe. Die Risk Ratio von 1,21 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,04 bis 1,40 sogar signifikant. Der Nachteil war vor allem auf Patienten mit anhaltenden Organfunktionsstörungen (9,1 % versus 6,9 %; Risk Ratio 1,30; 0,83-2,05) zurückzuführen. Auch das Sterberisiko (35,4 % versus 31,6 %; Risk Ratio 1,17; 0,98-1,40) war tendenziell höher.
Den Grund für die unerwünschte Wirkung der hochdosierten Vitamin C-Behandlung konnten die Mediziner nicht ermitteln. In den Biomarkern für Gewebedysoxie (Laktat), Entzündungen (Interleukin 1beta, Tumornekrosefaktor-alpha) oder Endothelschädigungen (Thrombomodulin, Angiopoietin-2) gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Einzige Auffälligkeit war ein tendenzieller Anstieg der Hypoglykämien (6,1 % versus 5,1 %; Risk Ratio 1,25; 0,73-2,14) und eine anaphylaktische Reaktion in der Vitamin C-Gruppe.
Weitere Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit einer hochdosierten Vitamin-C-Behandlung von Intensivpatienten werden von der REMAP-CAP-Studie und der Studie LOVIT-COVID zu COVID-19-Patienten erwartet. Eine französische Studie untersuchte die Wirkungen beim akuten Lungenversagen. © rme/aerzteblatt.de
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