Vor einigen Jahren wurde in einer türkischen Studie dokumentiert, dass einige Probanden nach der Einnahme von Sildenafil (dem Wirkstoff in Viagra) dauerhaft alles in Blau sahen. Dabei gilt Sildenafil als sehr sicherer Wirkstoff. Die vielen Millionen von Männern, die Viagra seit der Markteinführung im Jahr 1998 einnahmen, erlebten nur sehr selten Nebenwirkungen. Zu diesen seltenen Auswirkungen gehören Veränderungen des Sehvermögens – einschließlich einer blau getönten Sicht. Solche Veränderungen können, wenn sie auftreten, mehrere Wochen lang anhalten.
Dokumentierte Fälle aus der Türkei
Ein Artikel zu dieser Studie erschien in der Fachzeitschrift Frontiers in Neurology. In der Studie sind 17 Fälle von Männern dokumentiert, die ein Krankenhaus in der Türkei mit Sehproblemen aufsuchten, welche durch die Einnahme von Sildenafil verursacht wurden und mehr als 24 Stunden anhielten.
Im Einzelnen wurden Probleme wie verschwommenes Sehen, Lichtempfindlichkeit, vermindertes Sehvermögen und Veränderungen der Farbwahrnehmung gemeldet. Dazu gehörte ein stark blau gefärbtes Sehen, das man als Zyanopsie bezeichnet. Die Probanden mit Zyanopsie berichteten auch von einer rot-grünen Farbenblindheit, bei der roten und grünen Farben bräunlich erschienen. Keiner der Patienten hatte eine Vorgeschichte von Augenerkrankungen oder Farbenblindheit.
Schon vorher war bekannt, dass Sildenafil vorübergehende Sehstörungen verursachen kann. Dazu gehören verschwommenes Sehen und Zyanopsie. Diese Nebenwirkungen treten regelmäßig innerhalb von drei bis fünf Stunden auf. Anhaltende Sehstörungen, wie sie in der Studie dokumentiert werden, sind viel seltener. Glücklicherweise verschwanden die Sehprobleme bei allen in Studie erfassten Männern nach vergangenen 21 Tagen.
Solche Nebenwirkungen sind sehr selten
Der Hauptautor der Studie, Dr. Cüneyt Karaarslan vom Krankenhaus Dünyagöz Adana, erklärt zur Häufigkeit von Nebenwirkungen: „Für die überwiegende Mehrheit der Männer werden alle Nebenwirkungen [von Sildenafil] vorübergehend und mild sein. Ich wollte jedoch hervorheben, dass bei einer kleinen Anzahl von Benutzern anhaltende Augen- und Sehprobleme auftreten können.“
Zu den anderen bekannten Fällen von Sehstörungen nach der Einnahme von Sildenafil gehört ein Mann in Massachusetts, der einen Sehverlust erfasst, der mindestens zwei Monate lang anhielt. Dazu gehörten „donutförmige“ Flecken. Der Mann hatte eine ganze Flasche flüssiges Sildenafil konsumiert.
Ursachen der Blaufärbung
Sildenafil wirkt gegen erektile Dysfunktion, indem es ein Enzym namens Phosphodiesterase 5 (PDE5) hemmt, das eine Rolle bei der Regulierung des Blutflusses zum Penis spielt. Aber Sildenafil hemmt auch ein verwandtes Enzym namens Phosphodiesterase Typ 6 (PDE6), das in Netzhautzellen im Augenhintergrund vorkommt. Man nimmt an, dass diese Hemmung in hohen Dosen zum Aufbau eines Moleküls führt, das für Netzhautzellen toxisch ist.
Alle Probanden aus der türkischen Studie waren Erstanwender von Sildenafil, und alle nahmen mindestens die empfohlene höchste Dosis des Medikaments von 100 Milligramm pro Tag ein.
Es ist unklar, warum manche Menschen anfälliger für anhaltende Nebenwirkungen von Sildenafil sind als andere. Es kann sein, dass ihr Körper das Medikament nicht sehr effizient abbaut, was zu hohen Konzentrationen von Sildenafil in ihrem Blut führt, die viel höher sind als bei durchschnittlichen Benutzern.
Empfehlung: Beginnen Sie mit niedrigerer Dosis
Weil man nicht vorhersagen kann, bei wem solche Nebenwirkungen auftreten werden, empfiehlt Dr. Karaarslan allen Erstanwendern von Viagra, mit niedrigdosierten Dosierungen zu beginnen.
Üblicherweise wird empfohlen, mit einer Dosis von 50 Milligramm anzufangen und die Dosierung je nach Reaktion zu erhöhen oder zu verringern. So lautet auch die Empfehlung von Pfizer, dem Hersteller von Viagra. Außerdem sollten die Patienten das Medikament unter ärztlicher Aufsicht nach Ausstellung eines Rezepts abnehmen.
Die Einnahme von Sildenafil in Form von Viagra oder Viagra Generika ist eine starke Behandlung von Problemen bei der Erektion, wenn diese Medikamente von Ärzten verschrieben werden und die empfohlene Dosis nicht überschritten wird. Viele Männer erfahren dadurch eine wichtige Unterstützung, um sexuell aktiv sein zu können. Wie die erwähnte Studie zeigt, ist allerdings Vorsicht bei einer Überdosierung geboten.
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