Marktbericht: Sieht der DAX bald sein Jahrestief wieder? - Starstube

Marktbericht: Sieht der DAX bald sein Jahrestief wieder?

Marktbericht: Sieht der DAX bald sein Jahrestief wieder?


Marktbericht

Stand: 17.06.2022 10:03 Uhr

Der DAX hat innerhalb von nur acht Tagen 1700 Punkte eingebüßt. Heute hat der deutsche Leitindex einen Stabilisierungsversuch gestartet. Doch das Börsenbarometer bleibt massiv angeschlagen.

Der DAX geht nach seinem gestrigen Kurseinbruch heute auf leichten Erholungskurs. Zum Handelsstart auf XETRA kann der deutsche Leitindex 0,4 Prozent auf 13.093 Punkte gutmachen. Doch das ist im Vergleich zu den zuvorenen Kursverlusten von rund 1700 Punkten nach acht Handelstagen nur eine äußerst zaghafte Gegenreaktion.

DAX mit technischen Verkaufssignalen

Fakt ist: Das deutsche Börsenbarometer bleibt massiv angeschlagen, zu tief sitzen nicht nur die Rezessions- und Zinsängste der Anleger. Auch aus technischer Perspektive hat der DAX nun deutliche Schlagseite. Gestern hatten die deutschen Standardwerte die Aufwärtskurslücke von Anfang März geschlossen und bei 13.008 Punkten den tiefsten Stand seit drei Monaten markiert.

Bereits an den Tagen zuvor hatte das deutsche Börsenbarometer mit dem Sturz unter das Tief von Anfang Mai (13.381 Punkte) ein Verkaufssignal gesendet. „Ein Wiedersehen mit dem bisherigen Jahrestief von Anfang März bei 12.439 Punkten bleibt somit ein unerwartet bedrohliches wie realistisches Szenario“, warnen die Technischen Analysten von HSBC Trinkaus & Burkhardt in einer aktuellen Analyse.

Hexensabbat sorgt für zusätzliche Volatilität

Auch die Volatilität, also die Schwankungsbreite der Kurse, dürfte weiter hoch bleiben. Für zusätzliche Unsicherheit unter den Anlegern sorgt dabei der heute anstehende Verfallstermin – der sogenannte Hexensabbat.

An diesem Tag schließen die Anleger an den Terminbörsen ihre Long- und Short-Positionen. Im Vorfeld versuchen sie, die Kurse an den Kassamärkten, also etwa im DAX, in die von ihnen gewünschte Richtung zu lenken. Das dürfte das Auf und Ab der Kurse kurzfristig noch weiter verbessern.

Zins- und Rezessionsängste dominieren

Zumal inzwischen selbst darauf die überzeugtesten Aktien-„Bullen“ feststellen konnten, dass die hohen Inflationsraten und die Reaktion der Notenbanken eine große Bedrohung für die Weltwirtschaft und die Gewinne der Unternehmen darstellen.

Die Zentralbanken reagieren, die zu lange gezögert haben, sind jetzt gezwungen, insgesamt schärfer zu, um überhaupt noch eine Chance zu haben, der galoppierenden Inflation Herr zu werden. Eine Konjunkturabkühlung, gar eine Rezession, droht.

Inflationsraten haben Höhepunkt noch nicht erreicht

„Steigende Anleiherenditen und damit einhergehende Rezessionsängste insbesondere in den USA liegen wie Mehltau auf den Aktienmärkten. Wir erwarten in den kommenden Monaten tendenziell weiter fallende Kurse“, unterstreichen die Commerzbank-Ökonomen Jörg Krämer und Bernd Weidensteiner.

Die Inflation dürfte sowohl im Euroraum als auch in den USA im Juni anders als noch vor kurzem erhofft neue Höchststände erreichen, betonen die Experten und verweisen auf die zwischenzeitlich erneut gestiegenen Kraftstoffpreise. „In diesem Umfeld wird der Markt seine Erwartungen für die Leitzinsen von Fed und EZB wohl weiter nach oben revidieren.“

Wie die SNB die Märkte schockte

Zur Wochenmitte hatte die Fed den Leitzins um 75 Basispunkte und damit den größten Zinsschritt seit 1994 erhöht. Gestern zogen die Bank of England (BoE) und die Schweizer Notenbank (SNB) mit Zinserhöhungen nach. Dabei war es vor allem der große Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten der SNB, der die Anleger schockierte und für einen Ausverkauf an den Börsen sorgte.

„Wahrscheinlich war es die SNB, die das Fass zum Überlaufen gebracht, denn wenn die Schweizer sich um die Inflation machen, sollten wir das alle tun“, betonte am Morgen Analyst Jeffrey Halley vom Devisenbroker Oanda.

Ausverkauf an der Wall Street

An der Wall Street machte sich vor diesem Hintergrund gestern ebenfalls Panik breit. Der US-Standardwerteindex Dow Jones schloss am Donnerstag um 2,4 Prozent tiefer auf 29.927 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 4,1 Prozent auf 10.646 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßt 3,3 Prozent auf 3666 Punkte ein.

US-Staatsanleihen flogen ebenfalls aus den Depots, wodurch sich die Rendite der zehnjährigen T-Bonds mit 3.625 Prozent wieder ihrem jüngsten Elf-Jahres-Hoch näherte.

„Die Fed-Rally verebbt, weil Anleger daran zweifeln, dass die Notenbank eine weiche Landung der Konjunktur hinbekommt“, sagte Peter Cardillo, Chef-Volkswirt des Vermögensberaters Spartan. Daher habe der Aktienmarkt seine Talsohle noch nicht erreicht.

China-Börsen steigen mit Rückendeckung aus Peking

Die Regierung in Peking hat zur Ankurbelung der Konjunktur das Volumen ihrer Steuererleichterungen auf umgerechnet 375 Milliarden Euro aufgestockt. Vor diesem Hintergrund rieten die Analysten der US-Bank Goldman Sachs zu verstärktem Engagement im chinesischen Aktienmarkt. Dank der aktuellen Konjunkturhilfen gewinnt der Aufschwung wieder an Dynamik.

Die China-Börsen führen vor diesem Hintergrund zum Wochenschluss deutliche Gewinne ein. Die Börse in Shanghai erwartet um 0,9 Prozent auf 3314 Punkte zu, der Hongkonger Leitindex stieg um 1,1 Prozent auf 21.082 Zähler.

Nikkei geht mit Verlusten ins Wochenende

Der japanische Nikkei-Index in Tokio dagegen fällt um 1,5 Prozent auf 26.027 Stellen, obwohl die Bank of Japan an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhält. Hier seien die wieder aufgeflammten Rezessionsängste der bestimmende Faktor, schrieben die Analysten der DBS Bank.

Ölpreise geben weiter nach

Die Ölpreise leiden weiter unter der gestiegenen Risikoaversion der Anleger. Zum Wochenschluss verzeichnen sie im frühen Handel leichte Verluste. Am Morgen kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 118,92 US-Dollar. Das sind 89 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fällt um 91 Cent auf 116,68 Dollar.

Euro weiter über 1,05 Dollar

Der Euro fährt im frühen Handel Verluste von 0,4 Prozent ein. Die europäische Gemeinschaftswährung notiert aktuell bei 1,0511 Dollar, kann sich damit aber klar über der erst gestern zurückeroberten Marke von 1,05 Dollar halten. Eine Feinunze Gold kostet 1846 Dollar.

Bitcoin behält 20.000-Dollar-Marke im Visier

Die Flucht der Anleger raus aus riskanten Anlagen hatte zuletzt auch die Kryptomärkte massiv in Mitleidenschaft gezogen. „Bitcoin stieg über Nacht wieder auf Käufer oberhalb der Marke von 20.000 Dollar, bleibt aber heute Morgen mit 20.700 Dollar unangenehm nahe an der Gefahrenzone“, erklärt Analyst Halley vom Broker Oanda.

Porsche schließt Vergleich mit US-Klägern

Im DAX rückt am Morgen die VW-Aktie in den Fokus. Die Konzerntochter Porsche hat im Rechtsstreit um angeblich irreführende Angaben zum Kraftstoffverbrauch Hunderttausender Autos in den USA einen Vergleich zur Beilegung zivilrechtlicher Ansprüche geschlossen. Laut Gerichtsakten wird Porsche Autobesitzern in den Vereinigten Staaten im Rahmen des Vergleichs mindestens 80 Millionen Dollar zahlen.

Eon fangen sich nach Goldman-Empfehlung

Die seit Anfang März sehr schlecht gelaufenen Aktien von Eon starten einen Stabilisierungsversuch. Hilfreich dabei ist ein positiver Analystenkommentar. Alberto Gandolfi von Goldman Sachs rät zum Kauf der Titel. Die finanziellen Risiken im Zusammenhang mit russischen Gaslieferungen seien zwar schwer kalkulierbar, doch ein Lieferstopp sowie eine staatliche Energiepreisbremse dürften nun eingepreist sein.

Kanada und Deutschland suchen nach Lösung für Gas-Turbine

Kanada sucht gemeinsam mit Deutschland nach einer Lösung für eine dort gewartete Turbine des deutschen Herstellers Siemens Energy für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. Siemens Energy kann in Kanada überholte Gasturbinen derzeit wegen der Russland-Sanktionen nicht zurückliefern. Der russische Gazprom-Konzern hatte zuvor erklärt, Verzögerungen bei der Reparatur von Gas-Kompressoren durch Siemens beschränkten derzeit die Kapazität der Pipeline. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte indes, er halte die Begründung aus Moskau für vorgeschoben.

Dogecoin-Investor verklagt Musk, Tesla und SpaceX

Der Tech-Milliardär Elon Musk sowie seine Unternehmen Tesla und SpaceX sind wegen erlittener Verluste mit dem Krypto-Spekulationsobjekt Dogecoin verklagt worden. Der US-Anleger Keith Johnson wirft Musk und seinen Firmen vor, Teil eines illegalen Schneeballsystems zu sein, das den Dogecoin-Preis hochgetrieben und dann abstürzen lassen. Johnson strebt eine Sammelklage für alle an, die Geld mit Dogecoins verzockt haben.

Musk wird bei Twitter-Funktionen mitreden

Elon Musk wird nach einer Twitter-Übernahme auch bei der Produktentwicklung des Dienstes mitmischen. Er gehe davon aus, dass die Mitarbeiter auf seine zu Funktionen hören würden, sagte Musk bei einer Videokonferenz mit Twitter-Beschäftigten. Unter den Produktideen, die Musk dabei gestern genannt, war zum Beispiel, für die heute kostenlose Verifizierung der Nutzer Geld zu nehmen. Auch bestätigte er die Absicht, gegen automatisierte Bot-Accounts anzukämpfen.

Tesco: Inflation wirkt sich auf Käuferverhalten aus

Tesco macht erste Folgen der hohen Inflation auf das Käuferverhalten aus. Kunden kämen in die Supermärkte und die Einkaufskörbe seien weniger gefüllt, sagte der Chef der größten Handelskette, Ken Murphy. Bei Brot und Nudeln wurde auf günstigere Anbieter zurückgegriffen. Tesco bestätigte dennoch seine Prognose und strebt im Folgenden einen bereinigten Betriebsgewinn zwischen 2,4 und 2,6 Milliarden Pfund an.

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