Marktbericht
Stand: 02.06.2022 16:10 Uhr
Der DAX verteidigt am Nachmittag seine Gewinne. Im Mittelpunkt steht der Ölmarkt, in den Bewegung kommt. Die Ölpreise sinken, was prompt für mehr Zusicht bei den Anlagen sorgt.
Der DAX gewinnt von sinkenden Ölpreisen, behauptet sich über der Marke von 14.400 Punkten und legt dabei rund 0,5 Prozent zu. Die steigenden Energiepreise gelten als Haupttreiber der zuletzt hohen Inflationsraten und Konjunkturbremse, weshalb die Entspannung an der Börse hochwillkommen ist. Im Tageshoch ist der Deutsche Leitindex bisher bis auf 14.475 Punkte gelaufen, dieses Niveau konnte er aber nicht halten. Das Tief liegt bei 14.393 Punkten.
„Die Gretchenfrage lautet, ob die Kurskorrektur bereits eine leichte Rezession einpreist oder ob da noch mehr kommt“, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. „Eine solche kann mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen werden.“
Viel Spannung vor dem Opec+-Treffen
Hintergrund des heutigen Zwischenhochs am Aktienmarkt sind Spekulationen um die jetzige Rolle Russlands im Ölkartell OPEC+. Saudi-Arabien hatte vor einem regelmäßigen Treffen des Ölförderverbundes zugesagt, die Ölproduktion zu erhöhen, wenn die russische Produktion aufgrund der westlichen Sanktionen erheblich zurückgeht, wie die „Financial Times“ (FT) berichtet hatte.
Auch WIRD darüber spekuliert, ob Russland das Ölkartell verlassen muss. Ob die OPEC+ ohne Rücksichtnahme auf Russland deutlich mehr Öl an den Markt bringen kann, bleibe abzuwarten, meint aber Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank.
Aktuell kostet sowohl ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent als auch ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) rund ein Prozent weniger als gestern.
Zinsdiskussion geht weiter
Etwas getrübt WIRD die Stimmung am heimischen Aktienmarkt dagegen durch Aussagen des Privatbankenverbandes BdB, wonach sich die Menschen in Deutschland länger auf höhere Teuerungsraten einstellen müssen. Der BdB fordert deshalb von der EZB mehr Tempo bei der Zinswende.
„Die hohe Inflation belastet die Verbraucher und verunsichert die Wirtschaft. Auch die Inflationserwartungen steigen deutlich. Zu dieser Lage passt ein negativer Leitzins schon lange nicht mehr“, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig.
Am Markt gilt eine erste Zinserhöhung der EZB im Juli nach der jahrelangen Nullzinspolitik als ausgemachte Sache. In Anbetracht von Inflationsraten von rund acht Prozent in der Eurozone dürfte dies aber nicht mehr als ein erster Schritt sein.
US-Arbeitsmarkt mit gemischter Botschaft
Auch in den USA wird die Diskussion zuletzt stärkerer Konjunkturdaten engagiert geführt. Gestern war der Einkaufsmanager-Index der US-Industrie überraschend gestiegen. Dies verringere die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed im Herbst eine Pause bei ihren Zinserhöhungen einlegen werde, sagt Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.
Derweil sind auch die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auch in der vergangenen Woche gesunken. Die Zahl sei um 11.000 auf 200.000 gefallen, teilte das US-Arbeitsministerium am Nachmittag in Washington mit. Es ist der zweite Rückgang in Folge. Analysten hatten im Schnitt mit 210.000 Anträgen gerechnet. Das Niveau der Hilfsanträge liegt bereits seit einigen Monaten auf einem niedrigen Niveau, was auf einen robusten US-Arbeitsmarkt hindeutet. Die wöchentlichen Erstanträge gelten als kurzfristiger Indikator für die Entwicklung des US-Arbeitsmarkts.
Die Privatwirtschaft der USA hat im Mai dagegen deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet, wie der Arbeitsmarktdienstleister ADP berichtete, so dass die Botschaft vom Arbeitsmarkt insgesamt gemischt ausfällt. Die US-Regierung wird den Arbeitsmarktbericht für Mai an diesem Freitag veröffentlichen.
Wall Street tendiert uneinheitlich
Zur Eröffnung kann die New Yorker Börse die stabile Vorbörse nicht verteidigen. Die leitenden Aktienindizes eröffnen leichter, inzwischen hat aber die Technoloegbörse Nasdaq dfie Pluszone erreicht. Standardwerte geben dafür stärker nach, der Leitindex Dow Jones verliert rund 0,4 Prozent.
Die soliden wöchentlichen Daten vom Arbeitsmarkt werden mit einem weinenden und einem lachenden Auge gesehen. Denn je stärker sich in den USA der Arbeitsmarkt entwickelt, desto größer ist der Spielraum für Zinserhöhungen für die US-Notenbank Federal Reserve – mit allen negativen Folgen für den Aktienmarkt.
Microsoft senkt die Prognose
Negativ für den Gesamtmarkt ist auch eine Prognosewarnung von Schwergewicht Microsoft. Denn ungünstige Wechselkurse stimmen den Softwarekonzern für das vierte Quartal vorsichtiger ab.
Wegen zusätzlicher Belastungen durch Währungseffekte von fast einer halben Milliarde US-Dollar kalkuliert der Konzern laut einer Mitteilung nun im letzten Quartal des laufenden Jahres mit einem Umsatz von 51,94 bis 52,74 Milliarden Dollar (bis zu 49,3 Milliarden Euro). Bislang waren 52,40 bis 53,2 Milliarden Dollar avisiert worden. Der Überschuss dürfte nun 16,85 bis 17,43 Milliarden Dollar erreichen, nachdem bisher bestenfalls 17,1 bis 17,67 Milliarden in Aussicht gestellt worden waren. Microsoft geben über zwei Prozent nach.
Euro holt auf
Am Devisenmarkt erholt sich der Euro und wird wieder bei etwas über 1,07 Dollar gehandelt. Am Morgen hatte die Gemeinschaftswährung noch rund einen halben Cent niedriger notiert. Die Ölspekulationen und die daraus resultierende höhere Risikoneigung der Anleger verstärkt zumindest heute den Euro. Zuletzt hatte aber der Greenback vom immer größer werdenden Zinsvoraus profitiert.
FMC fällt negativ auf
Am DAX-Ende fiel Fresenius Medical Care (FMC) negativ auf, die gegen den Trend über fünf Prozent nachgeben. Die Aktie setzt damit ihren im April begonnenen negativen Trend weiter fort. Auch das Papier der Konzernmutter Fresenius gibt über zwei Prozent nach.
Gefragt sind dagegen die Sportausrüster Adidas und Puma. Die Papiere des Adidas-Konzerns, die als potenzieller Abstiegskandidat aus dem Stoxx Europe 50 gehandelt wurden, bleiben vorerst in dem Leitindex. Zudem sind europaweit Konsumwerte heute gefragt.
RWE kauft niederländisches Gaskraftwerk von Vattenfall
Der Energiekonzern RWE will ein Gaskraftwerk von Vattenfall in den Niederlanden übernehmen und damit sein Wasserstoffgeschäft ausbauen. RWE teilt mit, das Gaskraftwerk „Magnum“ im niederländischen Eemshaven zu einem Preis entsprechend dem Unternehmenswert von 500 Millionen Euro zu erwerben. Die seit 2013 betriebene Anlage hat eine Kapazität von 1,4 Gigawatt. Sie lassen sich technisch so umrüsten, dass sie anteilig mit bis zu 30 Prozent Wasserstoff betrieben werden können. Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit, das Gaskraftwerk bis zum Ende des Jahrzehnts vollständig auf Wasserstoff umzustellen.
Rheinmetall-Chef rechnet mit starkem Wachstum
Rheinmetall bereitet sich aufgrund der steigenden Nachfrage nach Rüstungsgütern im Zuge des Ukraine-Krieges auf einen deutlichen Umsatzschub vor. „Über die kommenden Jahre sollte eine Wachstumsrate von 20 Prozent möglich sein“, sagte der Chef des Rüstungskonzerns und Autozulieferers, Armin Papperger, dem „Handelsblatt“. Der Umsatz mit Produkten aus dem Verteidigungsbereich solle auf über zehn Milliarden Euro steigen, ergänzte er. Dies wäre mehr als eine Verdoppelung.
Cognac-Durst schiebt Gewinn von Remy-Cointreau an
Eine starke Nachfrage nach Premium-Cognac in den USA und China sowie Sparmaßnahmen haben den Gewinn des französischen Spirituosenkonzerns Remy Cointreau angekurbelt. Im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 sei der organische, operative Gewinn um knapp 40 Prozent auf 334,4 Millionen Euro geklettert, teilte der Hersteller von Remy-Martin-Cognac und Metaxa-Weinbrand mit. Den Aktionären wolle man eine Dividende von 1,85 Euro je Aktie plus eine ausserordentliche Dividende von einem Euro zahlen.
Oracle kann Software-Spezialisten Cerner übernehmen
Der SAP-Rivale Oracle kann die größte Übernahme seiner Geschichte abhaken. Alle für den Kauf des Gesundheitssoftware-Spezialisten Cerner Notwendigen kartellrechtlichen Genehmigungen seien erteilt worden, teilte das Unternehmen mit. Mit dem formellen Abschluss der Transaktion rechnet Oracle am kommenden Montag. Der Konzern hatte den Kauf von Cerner in den letzten Tagen des vergangenen Jahres bekannt gegeben. Der Preis liegt insgesamt bei 28,3 Milliarden US-Dollar.
Novartis nimmt Geschäfte in der Ukraine wieder auf
Der schweizerische Pharmakonzern Novartis wird den Betrieb in der Ukraine langsam wieder aufnehmen. Nach Prüfung der aktuellen Sicherheitssituation im Land habe man damit begonnen, den Geschäftsbetrieb aus der Ferne wieder aufzunehmen, heißt es. Dabei handle man auch auf Empfehlungen und Hinweise, die regelmäßig überprüft würden. Novartis will damit dem vom Krieg gezeichneten Land bei der Wiederherstellung grundlegender und kritischer Geschäftsprozesse helfen, schreibt der Konzern weiter.
Warnstreiks bei Logistikfirma DHL Home Delivery GmbH
Die Anfang der DHL Home Delivery GmbH legen nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi heute an den Standorten in Staufenberg und Braunschweig die Arbeit nieder. Der eintägige Warnstreik in den Logistikzentren hat um 6.00 Uhr begonnen und endet gegen 22.00 Uhr. Die Aktionen dienen der Durchsetzung der Forderungen der Gewerkschaft in der aktuellen Tarifrunde.
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