Stand: 18.06.2022 22:11 Uhr
Handball-Rekordmeister THW Kiel hat den Einzug ins Champions-League-Endspiel verpasst. Die Schleswig-Holsteiner verlieren ihr Vorschlussrunden-Duell beim Final Four in Köln gegen den FC Barcelona mit 30:34 (18:19).
Die Mannschaft von Coach Filip Jicha konnte dem Titelverteidiger am Samstagabend in den ersten 30 Minuten Paroli bieten. Nach dem Seitenwechsel war der Bundesligist nicht in der Lage, sein hohes Niveau zu konservieren, während die Katalanen sich kontinuierlich zu steigern wussten. „Es hätte heute alles zusammenkommen müssen. Wir hätten in der Abwehr ein, zwei Bälle mehr holen müssen. Wir hätten weniger verwerfen müssen und vielleicht noch müssen ein, zwei Schiedsrichter-Entscheidungen auf unserer Seite haben müssen. Dann hätten wir vielleicht die Chance gehabt. Aber so hat Barcelona dann verdient gewonnen“, sagte Kiels Rückraumakteur Steffen Weinhold.
Der THW trifft am Sonntag (15.15 Uhr) im Spiel um Platz drei auf Veszprem. Der ungarische Topclub hatte sein Halbfinale gegen KS Vice Kielce zuvor mit 35:37 (18:16) verloren. Polens Meister duelliert sich dann ab 18 Uhr mit Barcelona um die Königsklassen-Krone.
THW mit hervorragender Deckungsarbeit
Der THW zeigte in Abwesenheit seines sofortigen Leistungsträgers Henrik Pekeler und Sander Sagosen im ersten Abschnitt eine exzellente Leistung. In der Deckung vertrat der 39-jährige Pavel Horak den etatmäßigen Abwehrchef Pekeler gut. Einzig, wenn die Katalanen mit Tempo auf den Tschechen zukamen, hatte der Routinier so seine Probleme. Die Arbeit gegen den Ball verdiente insgesamt vor der Halbzeit mit wenigen Ausnahmen jedoch das Prädikat „herausragend“, obwohl Weltklasse-Keeper Niklas Landin so gut wie keine Möglichkeit bekam, sich auszuzeichnen.
Die meisten freien Würfe saßen bei „Barca“, das seine enorme individuelle Qualität aber erst so richtig ab Mitte der ersten Hälfte zur Geltung bringen konnte.
Kiel kommt über den Kreis zum Erfolg
Erst in der 18. Minute gelang dem Team des bevorzugten Bundesliga-Trainers Carlos Ortega (TSV Hannover-Burgdorf) die erste Führung (10:9). Die Angriffsleitung des Favoriten wurde hernach noch besser. Mit dem Auftritt seiner Deckung konnte Ortega allerdings weiter nicht zufrieden sein. Insbesondere der Mittelblock aggierte in vielen Szenen zu passiv. Davon profitierte in der Anfangsphase vor allem Kreisläufer Patrick Wiencek, der vier der ersten acht THW-Treffer erzielte. Neben dem Kieler Kolos wussten insbesondere die Rückraumrechte Harald Reinkind und Weinhold vor der Halbzeit bei den „Zebras“ im Positionsangriff zu überzeugen.
Dass Barcelonas Schlussmann Gonzalo Pérez de Vargas in der 23. Minute entnervt gegen Leonel Maciel ausgewechselt werden musste, zeugte von der hohen Qualität der Kieler Würfe. Als die Pausensirene ertönte, streckte Wiencek trotz des 18:19-Rückstands den Faust in die Höhe. Der Kreisläufer wusste: An diesem Tag ist der Favorit zu schlagen.
„Zebras“ bauen nach der Pause ab
Barcelona kam dann allerdings konzentrierter als die Norddeutschen aus der Kabine und ging in Überzahl – Reinkind brummte eine Zweiminuten-Strafe ab – erstmals mit drei Toren in Führung (23:20/36.). Kurz darauf ließen aber auch Ludovic Fabregas und Thiagus Petrus mit Zeitstrafen auf die Bank, sodass die „Zebras“ nun in Überzahl waren. Das Jicha-Team konnte zunächst auch auf 22:23 verkürzen (38.), kassierte anschließend aber wieder zwei Gegentore. Als Haniel Langaro „Barca“ kurz darauf sogar mit vier Treffern in Führung brachte (27:23/43.), sah sich Kiels Coach dazu gezwungen, eine Auszeit zu nehmen. Seiner Mannschaft fehlt im Vergleich zum ersten Abschnitt der Mut und die Leichtigkeit. Zudem war Keeper Landin weiter kein Faktor. Nach der Auszeit stand dann zunächst auch Dario Quenstedt zwischen den Pfosten des Bundesligisten.
Pekeler und Sagosen nicht zu ersetzen
Doch dieser Wechsel brachte nicht den erhofften Erfolg. Die Katalanen zogen auf sechs Treffer davon (32:26/53.), mussten in der Schlussphase allerdings auf Kreisläufer Youssef Benali verzichten, der in der 54. Minute die Rote Karte sah. Damit konnten die „Zebras“ aber kein Kapital schlagen. Im zweiten Durchgang war beim deutschen Rekordchampion das Fehlen von Rückraum-Star Sagosen und Abwehrchef Pekeler deutlich zu merken. Jicha stand keine gleichwertigen Alternativen zur Verfügung, um die Partie noch entscheidend zu beeinflussen zu können.
Wolff zieht mit Kielce ins Endspiel ein
Nationalkeeper Andreas Wolff steht mit Kielce im Finale.
Zuvor war Nationaltorwart Andreas Wolff mit dem polnischen Serienmeister Kielce in das Endspiel eingezogen. Das Team von Coach Talant Dujshebaev, der als Trainer bereits vier Mal die „Königsklasse“ gewonnen hat, überzeugt im zweiten Abschnitt mit einem 4:0-Lauf vom 19:20 zum 23:20 den Grundstein für den Erfolg. Der ungarische Rückstand um den ausgewählten Kieler Rückraumspieler Rasmus Lauge, der mit acht Treffern erfolgreichster Werfer seines Teams war, konnte den lediglich noch auf zwei Tore verkürzen.
Ihr Traum vom ersten Champions-League-Sieg in der Vereinsgeschichte platzte vorzeitig, während Kielce weiter vom zweiten „Köningsklasse“-Triumph nach 2016 träumen kann. Bester Schütze der Dujshebaev-Mannschaft war Rechtsaußen Arkadiusz Moryto mit acht Treffern.
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